November-Blues oder doch Burn-Out?


Einleitung

„November-Blues oder doch Burn-Out?“

Wenn die Tage kürzer werden, das Licht spärlicher wird und die grauen Wolken sich hartnäckig am Himmel halten, kennen viele Menschen das Gefühl der Schwere. Im Volksmund spricht man dann vom „November-Blues“ – einem leichten Stimmungstief, das mit der dunklen Jahreszeit einhergeht. Doch manchmal steckt mehr dahinter: ein echtes Burn-out-Syndrom, das weit über eine vorübergehende Trübsal hinausgeht. Die Unterscheidung ist wichtig, da beide Phänomene unterschiedliche Ursachen und Handlungsbedarfe haben.

In diesem Artikel wird beleuchtet, wie sich der November-Blues vom Burn-out unterscheidet, wo es Gemeinsamkeiten gibt und welche Wege hilfreich sein können, um aus beiden Zuständen gestärkt hervorzugehen.


Was ist der November-Blues?

Der November-Blues beschreibt ein vorübergehendes Stimmungstief, das oft in den Herbst- und Wintermonaten auftritt. Typische Ursachen sind:

  • Lichtmangel: Durch die kürzeren Tage produziert der Körper weniger Serotonin, das „Glückshormon“. Gleichzeitig steigt die Ausschüttung von Melatonin, was müde macht.
  • Wetterlage: Regen, Nebel und Kälte schlagen vielen aufs Gemüt.
  • Fehlende Bewegung: Menschen verbringen mehr Zeit drinnen, was den Kreislauf zusätzlich belastet.
  • Jahreszeitliche Symbolik: Der November steht kulturell oft für Abschied, Vergänglichkeit und Rückzug.

Symptome des November-Blues

  • leichte Antriebslosigkeit
  • Müdigkeit, trotz ausreichend Schlaf
  • melancholische Stimmung
  • erhöhte Reizbarkeit
  • Appetitveränderungen (z. B. Lust auf Süßes oder Kohlenhydrate)

Das Entscheidende: Diese Symptome sind zeitlich begrenzt und klingen meist mit zunehmendem Licht oder durch bewusste Gegenmaßnahmen wieder ab.


Was ist ein Burn-out?

Ein Burn-out ist ein chronischer Erschöpfungszustand, der nicht einfach durch Licht oder Ruhephasen verschwindet. Er entsteht oft durch anhaltende Überlastung, sei es beruflich oder privat.

Typische Merkmale

  • tiefe körperliche und seelische Erschöpfung
  • Gefühl innerer Leere
  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Zynismus oder Gleichgültigkeit gegenüber Aufgaben und Mitmenschen
  • psychosomatische Beschwerden (z. B. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Magenprobleme)

Während der November-Blues ein saisonales Phänomen ist, ist Burn-out zeit- und ortsunabhängig und entsteht über Monate oder Jahre.


Gemeinsamkeiten – warum die Verwechslung leicht passiert

Beide Zustände können mit ähnlichen Symptomen beginnen: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, gedrückte Stimmung. Besonders im Herbst und Winter, wenn die Ressourcen vieler Menschen ohnehin geschwächt sind, kann es schwer sein zu erkennen, ob es sich um ein saisonales Tief oder ein ernsthaftes Erschöpfungssyndrom handelt.

Ein wesentlicher Unterschied:
Beim November-Blues bessert sich die Stimmung durch Bewegung, soziale Kontakte oder Lichttherapie oft schnell.
Beim Burn-out bleibt das Gefühl der Erschöpfung trotz Urlaub, Ruhe oder Freizeit bestehen.

Signale, die auf Burn-out hindeuten

Damit die Unterscheidung leichter fällt, lohnt es sich, folgende Fragen zu stellen:

  1. Dauer: Halten die Symptome über Wochen und Monate an, unabhängig von der Jahreszeit?
  2. Kontext: Sind Überforderung, hoher Leistungsdruck oder ungelöste Konflikte zentrale Themen im Alltag?
  3. Körperliche Beschwerden: Gibt es dauerhafte Schlafstörungen, Schmerzen oder Herz-Kreislauf-Probleme?
  4. Selbstbild: Ist ein Gefühl von „Ich kann nicht mehr“ oder „Ich bin wertlos“ präsent?
  5. Erholungsfähigkeit: Führen Pausen, Urlaub oder Ablenkung nicht mehr zu Besserung?

Wenn mehrere dieser Punkte zutreffen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um einen Burn-out handelt – und nicht um einen November-Blues.


Strategien gegen den November-Blues

Der saisonale Stimmungstiefpunkt ist zwar unangenehm, lässt sich aber mit einfachen Mitteln positiv beeinflussen:

1. Licht tanken

  • Spaziergänge im Freien, auch bei grauem Wetter
  • Nutzung von Tageslichtlampen

2. Bewegung

  • Sport setzt Endorphine frei und steigert das Wohlbefinden
  • Besonders hilfreich: Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Tanzen

3. Soziale Kontakte

  • Treffen mit Freunden, Familie oder Kolleg:innen wirken stimmungsaufhellend

4. Gesunde Ernährung

  • Frisches Obst, Gemüse und ausreichend Flüssigkeit wirken stabilisierend
  • Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Gehirnfunktion

5. Rituale und Selbstfürsorge

  • Warme Bäder, Meditation, Lesen oder Musikgenuss

Wege aus dem Burn-out

Ein Burn-out erfordert eine tiefergehende Auseinandersetzung und oft professionelle Begleitung.

Wichtige Schritte:

  • Anerkennen: Den Zustand ernst nehmen, statt sich selbst Vorwürfe zu machen.
  • Professionelle Hilfe: Psychotherapie, Coaching oder ärztliche Begleitung.
  • Entlastung schaffen: Grenzen setzen, Aufgaben abgeben, Arbeitszeiten überprüfen.
  • Innere Glaubenssätze reflektieren: z. B. „Ich darf keine Schwäche zeigen“
  • Erholungsinseln einbauen: Regelmäßige Pausen, kleine Auszeiten
  • Systemische Perspektive einnehmen: Belastende Umfelder und Beziehungen einbeziehen

Systemische Sicht auf November-Blues und Burn-out

Die systemische Beratung betont: Kein Symptom entsteht isoliert. Sowohl der November-Blues als auch ein Burn-out sind Antworten auf bestimmte Kontexte.

Beim November-Blues ist es das Zusammenspiel von Jahreszeit, Lichtmangel und inneren Reaktionen.
Beim Burn-out sind es individuelle Haltungen, biografische Prägungen und systemische Anforderungen wie Arbeitsdruck oder Erwartungen.

Beide Phänomene zeigen: Der Körper und die Seele reagieren auf Überlastung, Ungleichgewicht oder Mangel. Statt Symptome nur zu bekämpfen, lohnt es sich, ihre Botschaft zu hören.


Fazit

Der November-Blues und das Burn-out ähneln sich auf den ersten Blick, unterscheiden sich jedoch in Dauer, Ursache und Schweregrad. Der Blues ist ein saisonales Stimmungstief, das mit einfachen Maßnahmen gelindert werden kann. Burn-out hingegen ist ein ernstzunehmender chronischer Erschöpfungszustand, der professionelle Unterstützung erfordert.

Die wichtigste Botschaft lautet: Hinsehen, statt wegsehen. Wer rechtzeitig erkennt, ob er sich in einem saisonalen Tief oder in einem Burn-out befindet, kann passende Schritte einleiten – und so den Weg aus der Dunkelheit finden.

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